ich verfolge seit längerem mit großem interesse den blog nuku.de, in dem der deutsche student florian über sein leben und die erfahrungen in südkorea schreibt. ich selbst habe aufgrund meiner beziehung mit einer südkoreanerin bereits einige interessante kulturelle erfahrungen gesammelt, wobei für mich – genauso wie für den autoren des oben genannten blogs – die hintergründe des denkens und handelns dieser fremden welt nicht immer ganz klar waren oder noch sind.
umso interessanter finde ich es dann, wenn ich in den posts und kommentaren des nuku-blogs einige wertvolle hinweise und hintergründe dazu finden und erfahren kann. der leserbrief bzw. kommentar zu “kulturellen unterschieden und problemen der koreanischen kultur” ist ein sehr gutes beispiel dafür. in einem früheren eintrag konnte ich bereits die bedeutung des konfuzianismus und dessen einfluss auf die kulturelle und gesellschaftliche entwicklung koreas kennenlernen. viele der ideen und vorstellungen, die dem konfuzianismus zugrunde liegen, würde man auch aus europäischer sicht als bestrebenswert ansehen (z.b. die tugenden und pflichten: gegenseitige liebe oder auch menschlichkeit, rechtschaffenheit, gewissenhaftigkeit, ehrlichkeit, gegenseitigkeit, loyalität, wahrung von anstand und sitte…).
es gibt aber auch elemente, auf die auch im oben genannten beitrag verwiesen werden, die das leben für die junge koreanische generation (zu der u. a. meine freundin gehört) sehr erschweren. hierzu zählen nach meiner eigenen erfahrung vor allem folgende themen:
- liebesbeziehungen oder heirat zwischen koreanern und nicht-koreanern: sind aufgrund kultureller und gesellschaftlicher zwänge häufig schwierig oder unmöglich. die eltern entscheiden letztlich, wer als partner geeignet ist. zusammen wohnen ist vor der hochzeit nicht möglich.
- verschlossenheit: eigene gefühle können und dürfen nicht offen gezeigt und noch viel weniger diskutiert werden. deshalb werden zwischenmenschliche probleme häufig nicht direkt besprochen und eher totgeschwiegen. austausch von zärtlichkeiten ist in gegenwart der eltern verpönt.
- beziehung zu den eltern / älteren personen: durch die ehr-beziehung kann kaum kritik am verhalten der eltern / älteren personen geübt werden. durch das autoritäre verhalten der eltern in der erziehung entsteht für die junge generation häufig eine extreme abhängigkeit von den eltern. der erste sohn soll – nach früherer und z.t. heutiger idealler vorstellung – bis zum tod der eltern im elternhaus leben. die verhaltensetikette zu den eltern oder älteren personen ist durch starke vorsicht, zurückhaltung, verheimlichung und unterwerfung geprägt (rauchen, alkohol trinken ist z. b. in gegenwart der eltern / älterer personen unerwünscht).
- hierarchiesierung der gesellschaft: durch die ehr-beziehung herrscher-untertan kann das verhalten eines vorgesetzten im berufsleben nicht kritisiert werden. ungünstige oder sogar falsche entscheidungen werden stillschweigend toleriert.
- hang zum patriarchat: nach der ehr-beziehung ehemann-ehefrau ist der mann der zu ehrende part in einer beziehung und kann sich weit mehr “erlauben” als die frau.
- extrem schneller wandel: bestimmte kulturelle und gesellschaftliche werte werden aufgrund der rasanten wirtschaftsentwicklung und globalisierung in frage gestellt. die neue generation wird z. t. sehr stark durch den druck, sich von den alten traditionen zu den kapitalistisch geprägten werten zu bewegen, zerrieben.
ich bin sicher, dass es in den nächsten jahren und jahrzehnten für die “jungen” koreaner noch weitere probleme zu bewältigen gibt, die aufgrund der rasanten entwicklung innerhalb der koreanischen traditionsbewußten gesellschaft entstehen werden. ich bin aber davon überzeugt, dass die für ihre anpassungsfähigkeit bekannten asiaten auch diese hürden überwinden werden.